MAXIMILIAN HECKER – ABGESAGT!

Donnerstag, 13. Dezember 2012 • Helgas Stadtpalast • Rostock
„MIRAGE OF BLISS“-Tour im Duo mit Felix Räuber
Do 13.12. HELGAS STADTPALAST
Einlass: 19:00 Uhr / Beginn: 20:00 Uhr
vvk: 8,- € zzgl. Geb. / ak: 10,- €

Das Konzert mit Maximilian Hecker und Felix Räuber am 13.12. in Helgas Stadtpalast wurde leider abgesagt. Bereits erworbene Karten können an den jeweiligen Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden.

„MIRAGE OF BLISS“-Tour im Duo mit Felix Räuber

Do 13.12. HELGAS STADTPALAST
Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr
vvk:   8,- € zzgl. Geb.
ak:   10,- €

 


DOWN IN THE HOLE
Im Frühling 2010 erscheint auf Maximilian Heckers selbstgegründeten Label Blue Soldier Records das Album I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son. Eine musikalische Selbstfindung. Hecker »stripped«, von jedem Glamour befreit, Unprofessionalität als Konzept. Konzerte am Flügel in Jogginghosen und Wollmütze, Verzicht auf eine Setlist, Improvisation, Temposchwankungen wie einst der dichte 66er-Dylan und eine generelle, fast pubertär anmutende Abkehr von jeglichen Attributen des Showbusiness; von Heckers autistischen Bontempi-Straßengigs ganz zu schweigen. Zur Fortsetzung und Beschleunigung dieser Reise in die eigene chaotische, reine und kindliche Seele gehört natürlich das entsprechende Aufnahmeequipment: nach dem Raummikrophon von I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son nun für die Erarbeitung von MIRAGE OF BLISS bloß noch ein Diktiergerät.

TOKYO REVISITED
Zuvor aber, im Herbst 2010, hatte Hecker sich im Rahmen eines gescheiterten Versuches, seine Muse Nana in Dogenzaka, Tokios berüchtigtem Love-Hotel- und Rotlicht-Viertel, wiederzufinden, um ihr »ihre« Platte zu übergeben, in eine japanische Fotografin verliebt und war kurzerhand ihretwegen nach Tokio gezogen. Um dann aber erneut an der Liebe zu scheitern und schon nach sechs Wochen kapitulierend nach Berlin zurückzukehren.
Dort wird das Erlebte in Liedern verarbeitet.

VON PHOENIXEN, ASCHE UND LIEBE
Heckers Thema auf seinem siebten Album MIRAGE OF BLISS ist dementsprechend der ewige Widerstreit zwischen seiner Sehnsucht nach Liebe und Nähe und dem gleichzeitigen Wunsch nach Isolation; ist die dringlichen Frage nach dem Verbleib der Liebe (The Whereabouts Of Love), insbesondere dann, wenn Liebe real geworden scheint (If Only I Could See und Heavenlies). Hecker, von dem es heißt, er feiere in seinen Liedern die Liebe, ist in Wirklichkeit doch immer auf der Flucht vor ihr. Denn Liebe heißt, einen Anderen in seine Nähe rufen. Hecker aber hält mit der Art, wie er herbeiruft, den Anderen doch wieder fern. Er ist ein Pathetiker der Distanz, ein Virtuose der Fernstenliebe. Liebend und singend praktiziert er die Selbstaustreibung der Liebe. Er spricht von »Sirenen mit fremdländischen Flügeln« (Mirage Of Bliss part I) und nimmt damit Bezug auf seine mannigfaltigen Asienaufenthalte und seine auf die fremde Kultur projizierten Erlösungshalluzinationen, diese »Trugbilder der Glückseligkeit«. Heckers regressive
Sehnsucht, in »goldenen Meeren der Betäubung und des Wahnsinns zu ertrinken« (Mirage Of Bliss part I&II), seine Vision der »Verlorenheit rasender Liebe« (The Forsakenness Of Raging Love) – das alles scheinen Metaphern seiner Flucht vor der menschlichen Bewährung zu sein. Und geradezu unheimlich hoffnungsvoll klingt sein Resümee seiner Situation in Treasure Trove: »I am wandering, I am straying, I will always do.«

VON BERLIN NACH SPANIEN UND ZURÜCK
Mit besagtem Diktiergerät also nimmt Maximilian Hecker im Frühling 2011 Demos auf; Klavier und Gesang, klanglich beinah identisch zu I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son. Eher als ein ironisches Experiment betrachtet er es dann, als er im Sommer des Jahres jene Aufnahmen an eine Reihe international renommierter Produzenten schickt. Zu seiner Überraschung jedoch melden sich einige der Angeschriebenen umgehend und zudem sehr angetan zurück: unter anderem Chris Potter (The Verve, Richard Ashcroft), Martin Terefe (Ron Sexsmith, James Morrison, A-ha) und Youth (The Verve, The Fireman, Embrace). Youth, Bassist und Gründungsmitglied von Killing Joke und musikalischer Partner von Paul McCartney bei The Fireman, ist der Interessierteste von allen. Es kommt zu einem Treffen der beiden Charaktere, die unterscheidlicher nicht sein könnten – Youth ultrarelaxed, Hecker dagegen
ängstlich-kontrolliert –, doch die Chemie stimmt magischerweise. Die beiden Männer sind sich sofort sympathisch und musikalisch auf einer Wellenlänge. Hecker, den Youth nach Beendigung der Aufnahmen als einen »furchtlosen Ritter in Rüstung und einen Kavallerieangriff ins Unbekannte« bezeichnen wird, empfindet das Treffen als so vielversprechend, daß er sich nicht nur überwindet, sich nun doch mit der Vorstellung an die eigentlich ungeliebte Arbeit im Studio abzufinden, sondern sich zudem in Schulden stürzt, um die Chance dieser einzigartigen Kooperation von deutscher, getriebener Romantik und britischer, hippie-esquer Coolness wahrnehmen zu können.
Die Zusammenarbeit der beiden Herzblutmusiker ist dann tatsächlich so fruchtbar, daß sie in Youths Studio in Südspanien innerhalb von 14 Tagen 12 Songs aufnehmen. Lush-sounding, üppig, britisch. Coldplay-Gitarren, Travis-Geschrammel und Scott-Walker-Orchestralität. Hecker kehrt zurück zu seinen Anfängen, spielt erneut, wie schon auf seinen ersten Alben, alle Instrumente mit Ausnahme des Basses ein – diesen übernimmt sein Counterpart. Und es entsteht sogar ein gemeinsam von Hecker und Youth während einer alkoholgeschwängerten, nächtlichen Jamsession geschriebenes Lied, das epische und vollkommen »unheckerische« 道玄坂 (jap. für »Dogenzaka«).

YOUTH: FAMOUS LAST WORDS
Am letzen Tag der Aufnahmen wird Youth im Kontrollraum entgrenzt und wie zurückversetzt in seine Jugend zum gesamten Song The Whereabouts Of Love tanzen, wird unvoreingenommen wie ein musikbegeisterter Teenager, nicht wie ein etablierter Produzent, die Musik feiern und MIRAGE OF BLISS dadurch seinen Ritterschlag geben.
Youth: »Was ich an Max schätze ist, daß er ein furchtloser Außenseiter-Künstler ist. Er ist bereit, in Randgebieten zu arbeiten, denn er ist leidenschaftlich. Und seine Musik ist nicht einmal dem entgegengesetzt, was zurzeit passiert, es handelt sich wirklich um eine Leidenschaft für tiefempfundene Gefühle, die man heutzutage kaum zu hören bekommt; denn diese Gefühle sind in der Regel alle getarnt durch sehr klug konstruierte Masken des Coolseins. Und ich glaube, daß man heutzutage sehr furchtlos, mutig und tapfer sein muß, um die Gefühle und Empfindungen offenzulegen, die Max heraufbeschwört und hervorbringt. Und das ist das Aufregende. Das macht es aber auch gefährlich. Und hier liegt die Herausforderung, aber ebenso ist es der Ort, an dem der Schatz liegt.«